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Unter dem Motto „Einander verstehen – miteinander leben“ findet 1981 das Internationale Jahr der Behinderten der UNO statt. Es wird von der Krüppel- und Behindertenbewegung vehement kritisiert. Einen Ausdruck findet diese Kritik auch in der kunstvollen Umbenennung des Jahres in „UNO Jahr der Behinderer“. Im Zentrum stehen insbesondere die sogenannten Wohltäter*innen, die an einer Veränderung der gesamtgesellschaftlichen Strukturen kein Interesse haben.
Dortmund, am 24. Januar 1981. Die „Aktionsgruppe gegen das UNO-Jahr“ zieht in die Westfalenhalle in Dortmund ein. Hier findet die zentrale Auftaktveranstaltung statt. Durch ihr Anketten auf der Bühne verhindern die Protestierenden den Auftritt von Bundespräsident Karl Carstens im Hauptsaal. Dieser muss seine Rede daraufhin in einem Nebenraum halten. Der Widerstand unter dem Motto „Jedem Krüppel seinen Knüppel“ findet so große Aufmerksamkeit, dass er als Beitrag in der Tagesschau zu sehen ist.
Während einer REHA-Messe in Düsseldorf im Juni 1981 schlägt Franz Christoph, Mitbegründer der Bremer Krüppelgruppe, dem Bundespräsidenten symbolisch mit seiner Krücke ans Schienbein. Als Mensch mit Behinderung wird er dafür nicht zur Rechenschaft gezogen. Sowohl in Dortmund als auch in Düsseldorf heißt es von offizieller Seite, die Protestierenden würden instrumentalisiert und wüssten nicht, was sie tun.
Ausschnitt aus dem Film „lieber arm dran als arm ab“ von Wolfram Deutschmann
Auf dem sogenannten Krüppel-Tribunal in Dortmund werden am 13. und 14. Dezember 1981 die Lebensverhältnisse behinderter Menschen in der BRD öffentlich sichtbar gemacht: Zwei Tage lang klagen die Kongressteilnehmer*innen „Menschenrechtsverletzungen im Sozialstaat“ an: menschenunwürdige Heime, Behördenwillkür, Mobilitätsbarrieren, die Lebensbedingungen behinderter Frauen, Zustände in Werkstätten, Rehabilitationszentren und Psychiatrie.
Das Krüppel-Tribunal findet ohne die Krüppelgruppen statt. Diese lehnen die Beteiligung von nicht-behinderten Personen an der Veranstaltung ab.
Auf dem zweiten alternativen Gesundheitstag in Hamburg vom 30.9. bis 4.10.1981 findet ein Rollenwechsel statt. Krüppel/-frauen bieten eigene Veranstaltungen zu verschiedenen Themen an: „Krüppelgruppe – Selbsthilfe oder Isolation?“ – „Selbsterfahrung für Körperbehinderte“ – „Krüppelfrauen, erobern wir uns den Tag!“ – „Problematik der Helfer“ – „Vernichtung von Krüppeln“.